Herdfeuer 2019

»An einem Brunnen ist alles möglich« -

dieser Satz zog sich wie ein roter Faden durch unsere Herdfeuer-Woche im Haus der Familie Ende September.

Dabei waren uns die große Erzählung im Johannes-Evangelium, Kapitel 4, über die Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen sowie John Shea`s Erzählung dazu wegweisend durch jeden Tag.

Brunnen im biblischen Verständnis haben eine herausragende Bedeutung als Orte, an denen Menschen einander begegnen, an denen Beziehungen geknüpft und gelebt werden. Sie fordern die Menschen heraus und werden dadurch zu Orten, an denen Heilung möglich wird, wenn die Menschen der Herausforderung nicht ausweichen.

So wuchs uns die Samariterin immer mehr als große Frau ans Herz, da sie sich Schritt für Schritt den Herausforderungen in der Begegnung mit Jesus stellt. Wie wir kennt sie die Taktik des Ausweichens ins Trennende (»Du, ein Jude - ich, eine Samariterin«) , ins allzu Pragmatische (»Du hast kein Schöpfgefäß«), in die Gier nach schneller Befriedigung (»damit ich nicht mehr hierher kommen muss«). Sie weicht aus in alte Streitthemen und am Ende sogar ins Vertagen auf irgendwann.

Aber sie bricht nicht ab und es kommt zur wahren Begegnung: »Ich bin es, ich, der mit dir spricht.«

Sie ließ sich herausfordern und lief als vom Heil Erfüllte ins Dorf zurück.

Menschen dieser Art wird an Brunnen gedacht, zum Beispiel an einem neuen Brunnen vor der Kirche in Welschnofen. Wir lernten Heilige wie Korbinian und Hartmann kennen mithilfe von Legenden über das, was Menschen aus deren Leben und Wirken nicht vergessen wollten: die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen, nichts Wichtiges zu vertagen, beharrlich zu sein, Begegnungen nicht auszuweichen.

Auch in der keltischen Tradition spielen Brunnen als Orte der Begegnung und des Heils eine große Rolle. Wir finden sie, oft versteckt, bis heute in Irland.

Es bleibt die Frage: Wo sind unsere »Brunnen«, unsere Räume und Zeiten, in denen wir einander immer wieder begegnen mit allem, was uns ausmacht und uns herausfordern lassen, so dass wir heil werden können?

Gibt es sie (noch)? Müssen wir sie schaffen?

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