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»Nie werde ich diese Nacht vergessen, die erste Nacht im Lager, die aus meinem Leben eine

siebenmal verriegelte lange Nacht gemacht hat.

Nie werde ich diesen Rauch vergessen.

Nie werde ich die kleinen Gesichter der Kinder vergessen, deren Körper vor meinen Augen als

Spiralen zum blauen Himmel aufstiegen.

Nie werde ich die Flammen vergessen, die meinen Glauben für immer verzehrten.

Nie werde ich das nächtliche Schweigen vergessen, das mich in alle Ewigkeit um die Lust am Leben

gebracht hat.

Nie werde ich die Augenblicke vergessen, die meinen Gott und meine Seele mordeten, und meine

Träume, die das Antlitz der Wüste annahmen.

Nie werde ich das vergessen, und wenn ich dazu verurteilt wäre, so lange wie Gott zu leben. Nie.«

Elie Wiesel: Die Nacht. Erinnerung und Zeugnis, Freiburg, Herder 2008, S. 56

 

Was Elie Wiesel hier beschreibt ist eine Kultur wider des Vergessens. Schon in Deuteronomium 4,9 legt uns Gott eine solche Kultur ans Herz. »Vergiss nicht die Ereignisse, die du mit eigenen Augen gesehen, und die Worte, die du gehört hast. Lass sie dein ganzes Leben lang nicht aus dem Sinn! Präge sie deinen Kindern und Kindeskindern ein!« Mit der Initiative »Zachor« möchten wir durch Geschichten diese Kultur wider des Vergessens unterstützen. Weltweit ist Antisemitismus im erschreckenden Maß am wachsen. Wir wollen die Macht des Erzählens gegen Antisemitismus einsetzten.

Wir nennen diese Initiative »Zachor«, (זכור), das hebräische Wort das Gedenken und Erinnern bedeutet. Wie Till Magnus Steiner treffend bemerkt, dieses Wort » verdeutlicht, dass Gedenken und Erinnern keinen Selbstzweck darstellt, sondern immer eine Tendenz zur Tat beinhaltet, eine eigene Positionierung bedeutet mitsamt einer Hoffnungsperspektive.«

Hier wollen wir Menschen aufmerksam machen auf alles, was gegen den Antisemitismus getan wird, damit wir mit Kräften dieser immer wiederkehrenden Plage der Menschheit entgegentreten. So wollen wir

Geschichten,

Bücher,

CDs,

Kunst und Künstler vorstellen.

Gerne rufen wir auch unsere Freunde und Leser dazu auf, selbst Beiträge vorzuschlagen: Bücher, Filme, Veranstaltungen usw.

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Seit eineinhalb Jahre beeindruckt die Zuschauer und Kritiker das Ein-Person-Stück »Alice - Spiel um dein Leben« über die Pianistin Alice Herz-Sommer, die das KZ Theresienstadt überlebte. Im hohen Alter erst wurde sie bekannt durch ihre Biografie »Ein Garten Eden inmitten der Hölle«.

„Ein Theaterabend gegen das Vergessen, der lange nachwirkt.“ (Hamburger Morgenpost)

Avi Primor, der frühere israelische Botschafter in Deutschland, schrieb vor 12 Jahren in seinem »Begleitwort« zu diesem Buch, dass es nicht nur eine erfrischende Neuheit sei, sondern – am allerwichtigsten – dass Waltraud Lewin »auf die unaufdringlichste Weise die Juden und das Judentum der Allgemeinheit zugänglich macht, und das ist fast eine unentbehrliche historische Mission.«

Denn Unkenntnis und Ignoranz führen zu Argwohn, daraus erwächst Angst und dann ist der Hass nicht mehr weit. Dagegen steht dieses Buch, »das Judentum und jüdische Geschichte schon an die Jugendlichen heranträgt – nicht als Ritual und nicht in einer erzwungenen, sondern in einer Art und Weise, die auch Spaß macht«.

Schon William Shakespeare lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die tiefe Wahrheit, dass die Erfahrung unserer jüdischen Brüder und Schwestern auch unsere ist. In seinem Stück »Der Kaufmann von Venedig« lässt er Shylock an diese gemeinsame Menschlichkeit appellieren:

»Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und Sommer wie ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?«

Das Ensemble OPUS 45 mit Roman Knizka zu erleben, zieht uns tief hinein in Welten wie »Ich hatte einst ein schönes Vaterland« oder »Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen« - und das auf ergreifend hohem Niveau.

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Der Sohn eines Überlebenden hilft uns, nicht zu vergessen.

Weitere Informationen

Vor knapp zwei Jahren wurde in Koblenz eine Straße umbenannt. Wer war Esther Bejarano? Sie stammte aus dem Saarland, überlebte Auschwitz, wo sie im Mädchenorchester spielte, lebte nach dem Krieg 15 Jahre in Israel, kam nach Deutschland zurück und wurde zu einer Mahnerin gegen rechts.

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